Als Kohlenwasserstoffe wird im Rahmen der organischen Chemie eine Stoffgruppe bezeichnet, die Verbindungen enthält, die nur aus
Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) bestehen. Dennoch ist die Stoffgruppe der Kohlenwasserstoffe sehr vielfältig und enthält
zahlreiche Untergruppen, die wiederum fast unzählige Verbindungen enthalten. Grundsätzlich lassen sie sich in ketten- und ringförmige (cyclische) Kohlenwasserstoffe gruppieren.
Zudem ist es möglich, dass sich an die Grundgerüste der Kohlenwasserstoffe weitere Elemente oder Verbindungen durch verschiedene Reaktionsmechanismen angliedern und so weitere funktionelle
Gruppen bilden. Beispiele dieser funktionellen Gruppen sind Alkohole, Halogenide, Aldehyde, Ether oder Carbonsäuren.
Die radikalische Substitution ist ein wichtiger Reaktionsmechanismus innerhalb der organischen Chemie. Hierbei reagieren Halogene (Brom, Chlor, Fluor, Iod) mit gesättigten Kohlenwasserstoffen
(Alkanen). Wichtig ist hierbei, dass die Halogenmoleküle gespalten werden und sich somit Halogenradikale bilden. Dazu ist eine Aktivierungsenergie in Form von Licht benötigt.
Die Reaktion läuft dabei in drei Reaktionsschritten als Radikalkettenreaktion ab. Diese drei Schritte lassen sich wie folgt unterteilen:
Hier wird das Halogenmolekül, im Folgenden als X2 bezeichnet in zwei Halogenradikale über den Eintrag von Energie in Form von Licht
aufgespalten. Generell gilt: Je heller die Umgebung, desto schneller läuft die Reaktion ab.
Die allgemeine Reaktionsgleichung zur homolytischen Spaltung lautet:
X2 → 2 X·
Der Stern soll symbolisieren, dass jedes der entstehenden Halogenradikale ein freies, ungebundenes Elektron hat. Dies ist für den weiteren Reaktionsverlauf wichtig.
Beispiel:
In der folgenden Kettenreaktion wird die Kohlenwasserstoffkette des Alkans, allgemein als R-H bezeichnet, vom freien Radikal „angegriffen“. Hierbei löst sich ein Wasserstoffatom der
Kohlenwasserstoffkette und verbindet sich entsprechend mit dem Halogenradikal. Der übriggebliebenen Rest R· der Kohlenwasserstoffkette verbleibt als Alkyradikal.
Es gilt:
X· + R-H → X-H + R·
Dieses Alkylradikal verfügt ebenfalls über ein ungebundenes Elektron an einem der beteiligten C-Atome.
Dieses Alkylradikal greift nun ein weiteres Halogenmolekül an und spaltet dieses homolytisch.
R· + X2 → R-X + X·
Dadurch entsteht wiederum ein neues Halogenradikal, was durch Reaktion mit weiteren Kohlenwasserstoffketten weitere Alkylradikale bilden kann. Dadurch entsteht eine Kettenreaktion aus entstehenden Halogenradikalen und Alkylradikalen.
Beispiel:
Zum abrupten Abbruch der Reaktion kommt es, wenn zwei Radikale aufeinander treffen und eine Atombindung miteinander eingehen.
Es gibt folgende drei mögliche Abbruchreaktionen:
R· + X· → R-X
R· + R· → R-R
X· + X· → X2
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Halogenmolekül durch ein Alkyradikal gespalten wird, erhöht sich, je länger das Alkyradikal existiert. Was zunächst etwas widersinnig klingen mag: Mit steigender
Stabilität des Radikals erhöht sich dessen Reaktivität.
Gleichzeitig hängt die Reaktivität des Radikals auch von der Wahrscheinlichkeit ab, dass dieses durch Abspaltung eines Wasserstoffatoms entsteht. Diese Wahrscheinlichkeit ist umso höher, je
niedriger die entsprechende Dissoziationsenthalpie der Kohlenwasserstoffverbindung ist.
Wenden wir das ganze nun in der Praxis an und schauen uns die Reaktion von Methan (CH4) mit Chlor (Cl2) an, dann gilt:
CH4 + Cl2 → CH3Cl + HCl
Methan reagiert also durch radikalische Substitution zu Chlorform (CH3Cl) und Chlorwasserstoff. Gerade bei Chlorüberschuss ist es auch möglich, dass neben Chloroform auch Methylenchlorid (CH2Cl2) oder Tetrachlormethan (CCl4) gebildet wird.
In Verbindung mit Kupfer weisen Halogenkohlenwasserstoffe eine grüne Färbung der Flamme auf. Das Entstehen der grünen Farbe ist auf die bei der Verbrennung entstehenden Kupferhalogeniden zurückzuführen.